ich habe alles schon am ersten sonntag in den herbstferienjemandem erzählt.
die woche danach gings mir noch schlechter und ich hatte mich fast täglich geritzt.
dann kam am mittwoch noch die frage, ob wir nach hause wollen und ich habe tatsächlich gesagt, ich möchte bei meiner mom bleiben, obwohl ich angst vor dem ersten mal nach so langer zeit hatte. das würde schlimm werden, aber trotzdem konnte ich das jetzt nicht...
da ich die woche über seltsam still war und nicht gut gegessen habe, hat sich meine mom am freitag dann kurz zu mir ins zimmer verschanzt und wollte mit mir reden. ich war so abweisend, wie ich nur konnte, aber trotzdem ist sie geblieben und hab dann einen zettel zu lesen bekommen, den ich am tag zuvor geschrieben hatte und bei dem kurz die vergewaltigung erwähnt wurde.

ihre reaktion war erschreckend. wie war schneeweiß, wirklich wirklich schneeweiß!! und total entsetzt...


ein paar aus der chatclique wussten ja schon davor bescheid. auch das habe ich ihr dann erzählt. und sie meinte, ich soll doch im netz nach meinen möglichkeiten recherchieren.
bäumchen hat mir dann geholfen und hat mir etliche links zugeschickt.
nach drei anrufen und null ergebnis hatte ich schon keine lust mehr.

nummer gegen kummer: ohh... das ist ja schlimm! das darf er doch nicht...
na super, das wusste ich zu dem zeitpunkt dann auch schon!

mädchenhaus: das jungendamt oder die polizei muss dich zu uns bringen, das hier ist keine beratungsstelle!
na danke...

die im katholischen frauenhaus wusste nicht mal, wie ich zu ihr durchgekommen bin und es stellte sich nach ewigem hin und her heraus, dass ich nur zu ihr weiter geleitet wurde, da ein zwischenbüro nicht mehr besetzt war. es ist nicht ihr aufgaben gebiet...
schön... zu dem zeitpunkt wollte ich einfach nicht mehr...

am montag mussten wir irgendetwas machen, wir waren übers wochenende weggefahren, mein vater wusste nur, wir wären auf einer hütte. am montag waren wir nicht in der schule und wollten was unternehmen. nach hause hätte meine mom uns nur über ihre leiche gelassen, wenn überhaupt.

also gings weiter zum jugendamt. meine mom hat einen termin ausgemacht und ich habe einen lehrer angerufen, mit dem wir uns dann getroffen haben und der uns durch dieses horrortag begleitet hat und einen kühlen kopf bewahrt hat.

die frau vom jugendamt war eindeutig geschockt und hatte keine idee, was sie machen sollte... bzw. sie hatte zu viele ideen...
das ganze gespräch fing an mit den worten 'entweder, sie machen eine anzeige oder...'
so, dann het sie eine stunde lang ihre oders aufgezählt...
aber am meisten war sie ja für ein interfamiliäres gespräch in etwa drei wochen.

irgendwann habe ich sie deutlich entnervt unterbrochen und klar gestellt, dass wir jetzt weiter zur polizeit fahren, da wir unter zeitdruck standen. wir hatten es zu dem zeit punkt bereits kurz nach elf und ich hätte gegen halb zwei von der schule zu hause sein sollen.

da wir ja offensichtlich noch nicht genug unter druck standen, erklärte uns jetzt die jugendamttante, dass man einem termin bräuchte, um anzeige zu erstatten.
noch ein problem war, dass mein vater sehr, sehr viele von der polizei kannte und ich daher angst hatte, dass ich irgendwem, den ich gut kenne, das alles erzählen zu müssen.
aber immerhin bekamen wir einen termin, wir fuhren also dort hin und ich erzählte der kripo alles, das wichtig war, alles, das sie wissen wollten.
jap, das war viel... es hat lange gedauert...

abends um halb sechs oder so hatten wir dann endlich einen haftbefehl.
in der zwischenzeit wurde ich angehört und musste mit allem möglichen leuten mitkommen, fotos machen, auch von meinen armen, mir was anhören wegen meinen aufgeschriebenen selbstmordgedanken im tagebuch und noch mehr fragen beantworten.
mein vater ist in der zeit zu meiner mom nachhause gefahren und hat dort nach uns gefragt, da er von der schule die information hatte, dass wir dort nie angekommen sind.
das faszinierende war, dass ich richtig fit war... wie auf drogen, ich hatte die nacht zuvor nicht geschlafen und war vier stunden auto gefahren...
die nächte davor hatte ich auch kaum geschlafen... naja, ich war tatsächlich fit...

irgendwann ist mein lehrer gegangen. wir wurden dort gelassen und sollten von der kripo nach zu unserem auto gebracht werden, das noch an der schule stand.
wir sind los gefahren, als auch die vom haftkomite los sind.
kurz, nachdem wir an der schule weg gefahren sind, hatten wir dann die gestätigug, dass er gefunden wurde.

ich habe deutlich und auch sachlich ausgesagt, was sie wissen wollten. ich habe mich bemüht nichts zu verdrehen und alles, das verdreht wurde, richtig zu stellen. damit war ich auf der sicheren seite, aber ich konnte auch nur so meinem vater halfen, dem ja offensichtlich irgendetwas fehlen musste, dass es das mit mir gemacht hat.
ich wollte ihm helfen, ich wollte nur das beste für ihn... (auch, wenn ich mich vor ihn gesetzt habe in meiner panik...)

es war ein langer tag...
ich war erschöpft, aber geschlafen habe ich wieder kaum, um nicht gar nicht zu sagen...

das war der erste tage von den vielen in die richtung, die folgten...


es gab da die zwei tage, an denen ich gut sechs stunden in einem raum mit dem verteidiger, meiner anwältin, der richterin, der staatsanwältin,... war und in jeder einzelheit alles genau erzählen musste...

es gab die therapiestunden, die einfach nur dazu da waren, dass man bespricht, wie ich mich am besten schützen kann vor den vielen vorwürfen und unterstellungen.

dann waren da solche tage, an denen wir noch einmal aufs präsidium fahren mussten, da irgendwas unklar war.
wo ich irgendwas erklären musste, weil ich vor jahren einmal ein gedicht abgeschrieben habe, dass bei meiner oma an der wand hängt und dass meine mom irgendwann von einer freundin geschenkt bekommen hat, als ihr erster freund sie verlassen hat oder so ähnlich... insgesamt total nervig, aber was macht man nicht alles, um irgendwelchen leuten, die im grunde schon seiten lang fakten auf dem tisch liegen haben, klar zu machen, was passiert ist...

dann kam ein geständnis. die taten haben statt gefunden.

dann wurde es wieder verleugnet.

ich bin zum frauenarzt grannt, habe mich untersuchen lassen, damit man feststellen kann, ob sexuelle tätigkeiten nachweißbar sind und ob ich bleibende schäden zurück behalte.
war kein spaß, aber was solls, ich hab schon schlimmeres erlebt.

dann noch ein paar mal zur anhörung. eine halbe stunde zum präsidium gefahren, einfach nur, damit man ein, zwei fragen beantworten kann...

meine mom musste zu einer langen anhörung. warum hat sie nichts mit bekommen??? ...als ob sie sich nicht schon genug vorwürfe machen würde...

dann bekam meine mom den hexenschuss... das haben wir noch gebraucht...
zwei tage später bin ich zusammen gebrochen.
am selber tag noch hat mein oma angerufen, sie ist in deutschland, das haus muss ausgeräumt werden, alles muss weg. wir sollen kommen, wenn wir was wollen, der rest wird weggeworfen.

noch zwei tage später stand die polizei und meine thera vor der tür...
er hat am freitag die suizidgefahr gestrichen bekommen, übers wochenende war sein zellnachbar im kansturlaub...
naja, da hat er sich in aller seelenruhe erhängen können...

vllt war es, weil sein verteidiger ihm druck gemacht hat, vllt, weil die polizei ihm druck gemacht hat, vllt, weil seine mom zu ihm kam. ich weiß nicht, was der auslöser war und würde sogar behaupten, dass das geplant war.
auslöser gab es keinen, vllt hätte er es nicht durch gezogen, aber warscheinlich schon! er war so feige!!





threebluesheeps, Donnerstag, 26. Januar 2012, 19:28
Ich bin stolz auf dich.
Darauf, dass du so mutig warst davon zu reden.
Darauf, dass du durchgehalten hast und nicht aufgegeben hast.

talia, Freitag, 27. Januar 2012, 00:40
Du hast mir ja schon echt viel davon erzaehlt, aber als ich das alles gelesen habe, wurde mir echt uebel. Naja, hab im Moment auch ein Problem, aber das ist im Gegensatz zu dem, was du da geschrieben hast echt so klein, dass man es nicht einmal unter dem Mikroskop sehen koennte...
Ich weiss nicht, wie ich alle diese Dinge an deiner Stelle verkraftet haette, aber ich glaube nicht, dass ich so lange durchgehalten haette. Der wichtigste Schritt war sicher, es jemandem zu sagen und dann vor allem auch deiner Mum. Was dann alles kam, "mussten" die Polizei und alle anderen machen. Auch wenn das sicher total schlimm fuer euch alle war.
Aber du hast durchgehalten, nicht aufgegeben, bist stark geblieben. Das komplette Gegenteil von deinem Dad.
Sei stolz auf dich und denk dran: Wird alles wieder, immer positiv denken! :)

vergiss.mein.nicht, Freitag, 27. Januar 2012, 13:33
danke ;)

süß von dir...

naja, jetzt mal schauen, was wird... vllt nehm ich ja den beitrag sogar wieder raus... ist glaub irgendwie doch zu viel auf einmal...

talia, Samstag, 28. Januar 2012, 05:34
Bitte, immerwieder gerne!!! :)

:D

Nein, hast du nicht gemacht und wirst du auch nicht machen!!!


mirika sophia, Freitag, 27. Januar 2012, 20:47
Ich bin zufällig auf deinen Beitrag gestoßen.. und ich glaube, es war Schicksal..
Ich bin von meiner richtigen Mutter sowie meinem Stiefvater über 8 Jahre lang missbraucht worden..
Ich habe mit keiner Menschenseele darüber geredet, dachte, mir würde sowieso niemand Glauben schenken..
In meinem Tagebuch habe ich mit festem Vorsatz meinen Tod an meinem 18. Geburtstag geplant..
Wie oft habe ich gebeten, Gott möge mir doch endlich Flügel schenken..

Ich bin zur Polizei gegangen, als ich endlich jemanden hatte, der hinter mir stand- mein richtiger Vater!!

Sonst hätte ich die Kraft dazu vermutlich nicht gehabt..
Ich habe mir einen tollen Psychologen gesucht, den ich einmal in der Woche für eine Stunde besucht habe.. über Gott und die Welt reden.. diese schrecklichen Geschehnisse aufarbeiten.. und mir ging es jedes Mal blendend danach..
Die Ärzte wollten mich erst mit Medikamenten vollstopfen, doch ich verneinte.. ich wollte alles klar wahrnehmen, jeden Schritt den ich tat, jedes Mal, wenn es mich aus der Bahn warf..

Ich bin eine Kämpferin, das weiß ich. Nach Außen bin ich ein kleines, schüchternes Kätzchen, doch in mir schlummert ein Löwe.

In einem Jahr habe ich es geschafft, alles aufzuarbeiten, mir ein Leben aufzubauen und habe seit einem Monat sogar einen Freund und es läuft super!

Diese Geschehnisse werden dich dein ganzes Leben lang begleiten, egal welchen Schritt du gehst.. aber wenn du es schaffst, sie als einen schwarzen Luftballon an deinem Handgelenk zu tragen, den du nicht abnehmen kannst, und nicht als Steine auf deinem Weg zu sehen.

Ich finde es sehr mutig von dir, dass du den Mund aufgemacht und dich gewehrt hast!

Wenn du möchtest, stehe ich dir gerne als Ansprechspartnerin zur Verfügung. Ich glaube, wir hätten uns viel zu erzählen. Schreib mir doch bei Bedarf gerade auf meinen Blog "Oskarreif"

http://oskarreif.blogger.de/

In jedem von uns steckt ein Kämpfer! <3