Dienstag, 5. Juli 2016
Vor etwa sieben Jahren habe ich begonnen, mich durch Selbstverletzung aus dem Sumpf der Gefühlslosigkeit zu holen. Kurze Ausflüge in Empfindungen wie Schmerz und Verzweiflung haben mir die Kraft gegeben, weiter zu kämpfen.
Ich hatte jetzt lange Phasen, in denen ich sebstverletzungsfrei war und in denen ich viele andere Wege kennen gelernt hab, Gefühle zu entdecken und zu empfinden.
Und doch bin ich jetzt wieder zurück gefallen, dahin wo ich angefangen habe. Ich habe wieder einen zerschnittenen Arm und empfinde noch nicht einmal Schmerzen.
Bin ich wirklich so weit weg von mir?? Und was genau hat mich dahin gebracht?
Im Moment ist alles irgendwie undurchsichtig. und ich muss mich wirklich zusammen reißen, um hier zu bleiben wo ich bin.
Und doch werde ich meinen Weg gehen und ich weiß, dass ich in den letzten Tagen nicht den wünschenswerten Weg gewählt habe. Doch ich steh dazu und weiß um meine Fehler.




Dienstag, 28. Juni 2016
Vertrauen ist für mich eine sehr schwierige Sache.
Und im Moment wird mir immer bewusster, dass ich anderen nicht vertrauen kann, mich nicht auf sie verlassen kann.
Wenn ich etwas plane und in diesen Plan andere involviert sind, dann gibt es immer einen Plan B, den ich allein durch ziehen könnte.

Jetzt gerade bin ich ein bisschen aufgeschmissen, weil ich wohl zum ersten Mal seit langer Zeit keinen Plan B habe. Ich möchte mit einer sehr guten Freundin in eine WG ziehen und sie hat gestern angefangen drüber nach zu denken, die ganze Aktion zu canceln. Und ich habe mich so sehr darauf verlassen, dass das mit der WG klappen würde, dass ich keinen anderen Plan parat habe. Ich stehe ziemlich blöd da, wenn sie tatsächlich sagt, dass die WG gestorben ist.

Und ich hab Angst davor, allein da zu stehen, nicht zu wissen wohin ich gehen soll und wie es weiter geht. Ich habe zwar versucht, nicht all zu weit voraus zu planen, doch nicht einmal das klappt irgendwie.

Komischer Tag und Rückfälle..
Es tut mir leid!




Dienstag, 21. Juni 2016
Ich habe mich dazu entschieden, mich kennen zu lernen, zu entdecken, was ich mag und was ich nicht mag, zu erforschen, was wirklich von mir kommt und was ich von außen aufnehme und absolut ehrlich zu mir selbst zu sein.
Im Moment braucht immer noch alles in meinem Leben sehr viel Energie und es ist eine Kunst für mich, jeden Tag ordentlich drei mal am Tag zu essen und einen gesunden Schlafrhythmus bei zu behalten.
Und da ich merke, dass ich mit mir und meinen Empfindungen hoffnungslos überfordert bin, habe ich beschlossen, alle Fremdeinwirkungen soweit von mir fern zu halten, dass ich eine kleine Chance habe, mich selbst wahr zu nehmen.
Ich kann nicht auf irgendjemanden ständig achten, aufpassen, dass ich meinen Tag so plane, dass keiner zu kurz kommt! - Denn so verliere ich mich selbst.

Auf andere achten - auf andere eingehen - es anderen recht machen.
Das alles sind Fähigkeiten, die ich seit frühster Kindheit erlernt habe:
Ich habe gelernt, meinen Bruder zu schützen und alles dafür zu tun, dass er einigermaßen unbeschadet aus der jeweiligen Situation kommt.
Ich habe gelernt, dass es nicht wichtig ist, ob ich meine Hausaufgaben gemacht habe, solange mein kleiner Bruder seine fertig hatte.
Und ich habe gelernt, immer pünktlich, ordentlich und brav zu sein, so wie mein Vater sich das gewünscht hat.
Auch in sexueller Hinsicht habe ich gelernt, meinen Vater zufrieden zu stellen. Ich habe gelernt, wie ich auf welche Reize reagieren muss, um zu gefallen.
Denn nur auf diese Weise konnte ich überleben, in dieser völlig verstörten Welt, die sich mein 'zu Hause' nannte.

Jetzt, nach dieser Horrorzeit, habe ich beschlossen, mich selbst kennen zu lernen. Ich habe mich für die Ehrlichkeit mir selbst gegenüber entschieden, um irgendwann auch einem Freund, einem Partner, meiner Familie und allen anderen Menschen gegenüber ehrlich sein zu können. Um meine eigene Wahrheit, meine eigene Welt kennen zu lernen, bevor ich irgendwen dahin mit nehme oder versuche dafür zu begeistern.

Ich habe mich für mich selber und für jeden Anteil in mir entschieden, egal ob ich mich dafür schäme oder stolz darauf bin.
Auch wenn das heißt, dass ich mich von allen, auf die ich sonst noch achten gelernt habe, erst einmal distanzieren muss.
Und auch dann, wenn es mir unglaublich weh tut, diesen Abstand und damit meinen Raum ein zu fordern.