Sonntag, 11. Dezember 2011
ich hatte angst, dass man mir nicht glaubt, mir war nicht bewusst, dass man mich ernst nehmen würde... ich hatte angst, dass mir vllt etwas passiert...

hat sich alles als falsch heraus gestellt!

...noch ein grund, sich zu trauen...

es ist schwer, irgendwas zu sagen... wie soll man denn anfangen??

ich habe es einem guten kumpel von mir (lg an den pinken elefanten!!) als erstes erzählt... via mail... das war einfach, weil ich nicht reden musste...
meiner mom hab ich auch was zu lesen gegeben, aber ich hatte da dann schon geweint... danach allerdings nicht mehr... da kam dann die starre, die bis letzten freitag anhielt...




Freitag, 9. Dezember 2011
...bin ich immer noch nicht am grund angekommen!

ich werde noch weiter unter wasser gestoßen...

wie hätte es auch anders sein können?
er bestätigt meine angaben teilweise... aber es wäre mein wunsch gewesen, ich hätte das alles gewollt...
...war ja klar...
jetzt bin ich echt fertig...

und eigentlich am meeresboden, dem tiefsten punkt angekommen... doch da beginnt jemand ein loch zu graben.
nur für mich! die beste freundin macht mich darauf aufmerksam, dass ich egoistisch und selbstsüchtig bin! dass ich nicht genügend an andere denke und es selbst IHM schlechter geht, als mir!
...alles klar...
außerdem ist es in ihren augen wohl ein wunder, dass ich überhaupt von meiner mam aufgenommen werde... das mich ihr neuer mann akzeptiert...

ich mache mir zu viele sebstvorwürfe, ich sehne mich nach der klinge! ich bin fertig mit der welt, mag nicht mehr. weinen gehts nicht mehr, ich bin ausgelaugt, habe nicht geweint, kann es nicht.
ich habe panische angst, ich schlafe ungern und schlecht, ich weiß nicht, wie ich den schrecklichen bildern entkommen kann!

meine mom hat rückenschmerzen, muss den ganzen tag liegen, mein bro ist krank und meine ganz kleinen geschwister extrem aufgedreht und streiten die ganze zeit.
...mein stiefvater muss arbeiten...

und dann bin ich heute tatsächlich zusammen gebrochen! die anzeige ist über einen monat her, ich bin stark geblieben, aber der ganze druck, der stress zwingt mich noch tiefer!



ich bin fertig, ich mag nicht mehr und ich weiß nicht mehr weiter!




Donnerstag, 8. Dezember 2011
ich habe geglaubt, dass alles besser wird, wenn ich was sag, ich wusste, dass ich mich alleine nicht mehr aus der scheiße ziehen kann, ich wusste, dass ich mich umbringen würde, wenn es doch so weiter geht! natürlich habe ich gedacht, dass es besser werden muss. noch tiefer? wie das denn??

und so habe ich tatsächlich, zwei monat vor meinem sechzehnten geburtstag anzeige erstattet. ich war mir sicher in meiner sache, als ich meiner mom davon erzählte.

als ich eine woche vorher einem kumpel alles erzählt habe, da war ich mir noch sicher, dass ich keinem sonst was sagen würde! warum auch? ich hatte nicht realisiert, dass ich tatsächlich missbraucht worden war! ich wollte es nicht wahr haben! warum auch? was hätte das gebracht?!

jetzt weiß ich es! es bringt nur stress!
ich habe (wie gesagt) anzeige erstattet. noch am selben tag hatten wir den haft befehl. ich habe in der wochen nichts gegessen und kaum geschlafen. mir ging es 'gut'... ich war völlig überdreht, vollgepumpt mit adrenalin!
meine mom stand voll und ganz hinter mir, die zeit! sie war sich eben so sicher in ihrer sache, wie ich! dieser mensch musste hinter gitter! ich hatte angst, die ganze zeit...
was wäre, wenn er nicht in u-haft bleibt?? ich war panisch, lenkte meine energie auf das evtl mögliche... forderte es heraus.

dann kamen die richterlichen vernehmungen, über acht stunden... über siebzehn seiten protokoll... ich war am ende, ich konnte keine fragen mehr hören! ich war ausgelaugt, wollte nicht mehr...




ich habe mit zwölf nicht gedacht, dass es noch schlimmer werden könnte. aber ich musste erfahren, dass es doch geht... natürlich, es geht imer noch tiefer, wenn man denkt, ganz unten angekommen zu sein!
mit dreizehn wurde ich nachdenklich, habe aber noch immer nicht erkannt, wie schlimm das alles ist. woher hätte ich wissen sollen, dass ich da in was hinein gerate, das nie hätte sein dürfen?? ich wusste es nicht, es war mir peinlich und ich hielt die klappe. zu lange, es wurde noch schlimmer. mit vierzehn kamen erste zweifel, ob ich es vllt nur schlimm finde, es aber doch sein muss... machte er etwas falsch? war an mir etwas falsch? ich wusste es nicht! diese unwissenheit war vielleicht das schlimmste...
...anderer seits wollte ich überhaupt nichts wissen! ich habe es verdrängt. immer, es hat funktioniert, ich hatte spaß. nie war da etwas, das mich gestört hätte... nur zu diesen zeiten, das war dann die hölle. ich hatte immer noch angst, ich hatte schmerzen. aber ich blieb still, weinte heimlich und blieb stark!

keiner hat etwas gemerkt, keiner hat mich gefragt, wie es mir wirklich geht. keiner hat die immer tiefer werdenden schnitte auf meinem arm bemerkt, die ich mir dann mit fünfzehn selbst zugefügt habe. ich habe mich selbst bestaft, meinen körper bestraft, der reagiert hat, ich habe mich gehasst!

dann habe ich plötzlich gemerkt, das ich die kontrolle verloren habe. die schnitte wurden noch tiefer, es hat gut, befreite. ich hatte noch mehr angst, plötzlich lies sich das alles nicht mehr verdrängen.
die dünnen blauen blutadern an meinem handgelenk reizten mich, ich war so oft so nahe dran, ich bin zu weit gegangen, das weiß ich. ich komme nicht davon los.

vor einem halben jahr wusste ich, dass ich so nicht weiter machen kann. und doch habe ich geschwiegen, habe mich geschämt.




...angefangen hat das alles als ich noch keine dreizehn war...
ich war zwölf, unschuldig und ein kind!
und diese unschuld hätte mir nicht genommen werden dürfen, doch ich hab sie verloren. gegen meinen willen.

ich wusste mit zwölf nicht, was mit mir passiert, was das soll, ob das falsch ist. ich wusste nur, dass ich das nicht will! darin bin ich mir sicher, auch wenn mein körper zeitweise anderer meinung war, ich habe keinen moment daran gezweifelt!

es schleich sich an, langsam und leise, ich weiß nicht, wie mir geschied, will das nicht, schließe es aus meiner welt aus. und doch holt es mich ein, immer wieder, einmal die wochen, manchmal öfter. mein widerstand wird schwächer, ich ertrage alles ohne worte, in angst und mit schmerzen. ich will nur, dass es aufhört, ich kann nicht mehr. aber wem erzählt man sowas? wie soll man das in dieser gesellschaft anfangen? keiner, niemand möchte hören, was in dieser welt passiert!

und doch geht das leben weiter, egal wie, es darf nur nicht auhören. das ende kann ich bestimmen, ich kann es zu ende gehen lassen, aber wenn ich das nicht will, dann geht es weiter!