Dienstag, 14. April 2020
Oder auch CORONA.

Es bestimmt unseren Alltag, macht selbstverständlich, dass Flexibilität in den Arbeitszeiten kein Problem ist, dann was sollst Du schon vorhaben?
Die Freizeit findet Zuhause statt, Glück hat wer einen Garten hat.

Ich für meinen Teil bin jetzt wieder hier, an diesem Punkt, an dem ich doch schon einmal war. Ich kann tun und lassen was ich will, theoretisch. Gern gesehen ist es aber nicht. Und es hat vermutlich irgendwie schon Konsequenzen, wenn ich diese Regeln verletze, die da so warnend über mir schweben.
Woher mir das bekannt ist?

Ich sitzt in meinem Zimmer, meine Mam ist gerade gegangen, mein Bruder weint noch. Doch ich habe nicht die Kraft ihn in der Arm zu nehmen, wie so viele Tage zuvor.
Ich sitze in meinem Zimmer, sehe aus dem Fenster, weiß dass ich heute keine Freundin besuchen darf. Einfach weil es eben so ist, wie so viele Tage zuvor.
Ich sitze in meinem Zimmer, sicher dass ich pünktlich war und doch gab es Ärger. Ich habe mich nicht an die Abmachung gehalten. Irgendwie verdreht, wie so viele Tage zuvor.

- Momente, die allein nicht schrecklich wirken, die wohl keiner je verstehen kann!



Ich sitze in diesem Zimmer, sehe wie wunderschön wir uns alles eingerichtet haben, sehe dass all das hier jetzt MEIN Zuhause ist. Und doch ist da dieses zweite Bild, das sich darüber legt. Ich sehe die Liege, spüre die Hände, die Angst und die Verzweiflung.
Meine Seele löst sich, versucht zu entkommen, lässt meinen Körper zurück, versteht noch nicht, wie sicher sie ist.
Was mir helfen könnte?

Mein Arm brennt, hält mich im Hier, hält mich im Jetzt. Ein Tuch versteckt diesen Anker in die Realität, den ich erneut ausgeworfen habe. Meine Seele muss für einen Moment komplett zurück kehren, ich kann sie halten, kann sie festmachen an einer kleinen blutigen Linie. Heute will ich erleben. Muss ich erleben, für ihn.

- Etwas das NIE wieder passieren darf!



Die Isolation macht mich fertig, zeigt mir meiner schlimmsten Erinnerungen, zeigt mir wo ich her komme und nie wieder hin will.
Die Isolation löst meine Seele, zerreißt all die Knoten, die ich mühsam geknüpft habe.
Ein Klinikaufenthalt liegt doch wieder in greifbarer Nähe, scheint nicht mehr all zu erschreckend, wenn nur endlich all das hier wieder aufhört.

Ich war mir meiner Geschichte, meiner Gegenwart und meinem Selbst noch nie so bewusst wie in den letzten Tagen.

Nur wo Dunkelheit war kann Licht wahrhaftig strahlen. Und ich versuche diesen unendlichen Willen, der immer irgendwo da war weiter zu halten. ♥




Montag, 18. Februar 2019
Drittes Ausbildungsjahr und irgendwie sind wir alle am Ende unserer Kräfte, jetzt passieren schreckliche Dinge, die schon schwer zu verkraften sind, wenn man all seine Sinne beisammen hat und dann beginnt der Psychologieunterricht:

Wir haben viele verschieden Störungen auf Symptomebene durchgenommen und unsere PsychLehrerin befindet sich in der Position uns alles sehr anschaulich erklären zu wollen.

Und so nimmt die Lehre ihren Lauf..

"Stellen Sie sich vor, sie werden mit 8 Jahren von ihrem Vater vergewaltigt.."

Sie beschreibt da sehr anschaulich, wie sich ein solches Kind wohl fühlen muss und was dabei seiner Seele zustößt, womit sich diese auseinandersetzen muss, aber nicht kann.

Die Klasse hat nicht einmal durch eine solch drastische Schilderung begriffen, was das Phänomen einer Dissoziation beinhaltet.

Doch mich hat diese Erläuterung völlig aus dem Leben geschossen.. Da war ich wieder dieses kleine Mädchen, allein und doch so sehr bedrängt.. Ich wusste nicht wohin mit mir und hab angefangen zu schwitzen und zu zittern, mein Puls schoss in die Höhe, mein Schal wippte im Takt meiner Herzschläge.

Doch dieses Mal konnte ich die Situation aus eigener Kraft verlassen! Ich bin gegangen, nur um fest zu stellen, dass ich so abgeschossen bin, dass das eben beschriebene Symptom bei mir schlagartig eingetreten war. Ich fühlte mich nicht mehr, nahm alles nur durch Nebel wahr und war so weit entfernt von der Wirklichkeit, dass ich nicht mehr sagen kann, was genau in den Tagen danach passiert ist.

Es ging mir vier Tage furchtbar schlecht. Und dann, endlich, löste sich der Nebel langsam wieder auf und ich war in der Lage meine Umgebung wieder mit allen Facetten wahr zu nehmen.


Das hätte nicht passieren dürfen. Es war einfach so schrecklich..




Dienstag, 24. Oktober 2017
Ich bereue so viel und ich würde diesen Weg so nicht mehr gehen, wenn ich in der selben Situation wüsste, wie viel Schmerz ich damit über so viele Menschen bringe. Auch ich selbst hab durch mein eigenes Handeln so viele Arten von Schmerz erfahren, dass ich gar nicht sagen kann, wie ich überhaupt jemals denken konnte, dass ich den richtigen Weg gehe.
Ich wusste es damals nicht besser und ich liebe meine kleinen Geschwister, ebenso wie meine kleinen Cousinen und meine Großcousinen. So viele unschuldige kleine Kinder, die jetzt groß sind und die ich nie wieder sehen durfte. Ich habe für mich und für sie alle richtig gehandelt und trotzdem konnte ich keines der Kinder wieder sehen,

In 13 Tagen jährt sich der Tag, an dem ich zu viel geredet habe. Damals hab ich alles erzählt, was ich wusste und konnte nicht ahnen, wie vieles noch im Verborgenen liegt. Diese Unwissenheit, die ich einmal hatte.. Die hätte ich gerne behalten.

Abgeschirmt von der Welt aufgewachsen, in den Jahren den jugendlichen Selbstfindung in Kliniken und tiefster Fassungslosigkeit versunken, habe ich keine Erfahrungen in all den Bereichen gemacht, die junge Erwachsene interessieren. Meine Freunde haben irgendwann eingesehen, dass ich keinen Kopf für diese Dinge habe und mich damit in Ruhe gelassen.. Doch jetzt gehöre ich nicht mehr wirklich dazu, irgendwie außen vor und doch mitten drin merke ich grade in den Tagen vor der jährlichen Wiederholung der eingebrannten Daten, wie mir manche Dinge fehlen und wie anders mein Leben läuft.

Ich hätte doch so gern eine Familie, die weiß wie ich alles gemeint hab und warum die Dinge so gelaufen sind.